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Der höchstgelegene (970 m) und gleichzeitig einer der schönsten Aussichtspunkte unmittelbar am Rennsteig, oberhalb der Stadt Suhl, wo der Rennsteig seinen höchsten Punkt erreicht (973 m), trägt den Namen des „Erfinders“ der Rennsteigwanderung . Der Weg verläuft hier auf der Südseite des Großen Beerberges knapp unterhalb des Gipfels vorbei, des höchsten im Thüringer Wald (982 m), der seinerseits keine nennenswerte Aussicht zu bieten hat, aber immerhin als geschütztes Moor-Biotop von hohem Wert ist.
 Teilansicht links
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 Teilansicht rechts
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Im Vordergrund präsentieren sich tief unten Heidersbach und Goldlauter und die auf beiden Seiten von steilen Bergen (rechts vom Domberg mit dem Bismarckturm, links vom Ring- und Döllberg) eingeschlossene Kreisfreie Stadt Suhl (zu DDR-Zeiten eine von 13 Bezirkshauptstädten), im Hintergrund kann man bei guter Sicht bis zur Rhön und weit in Richtung Coburg blicken.
Auf der hölzernen Aussichtsplattform ist zur Orientierung ein kommentiertes Panorama-Bild angebracht. Es stammt von Roland Kastner von der Ortsgruppe Suhl des Rennsteigvereins.
Das abenteuerliche Leben des Julius von Plänckner
Was für ein unruhiges und gefahrenvolles Leben der „erste Rennsteigwanderer“ geführt hat, können wir dem Nachruf eines ungenannten Freundes (vermutlich Major Fils) in der „Gothaischen Zeitung“ vom 16. März 1858 entnehmen.
Danach wurde Julius von Plänckner am 9. Februar 1791 zu Penig, östlich von Altenburg, als Sohn eines Pfarrers geboren. Der ausdrückliche Wunsch des Sohnes brachte den Vater dazu, den 13jährigen im Juli 1804 als Kadett in das damals in Altenburg stationierte sachsen-gothaische Infanterie-Regiment „Erbprinz“ eintreten zu lassen, in welchem er am 10. November 1804 zum Fähnrich und im Frühjahr 1805 zum Sekondeleutnant aufrückte.
 Julius von Plänckner (1791 – 1858)
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Was für ein unruhiges und gefahrenvolles Leben der „erste Rennsteigwanderer“ geführt hat, können wir dem Nachruf eines ungenannten Freundes (vermutlich Major Fils) in der „Gothaischen Zeitung“ vom 16. März 1858 entnehmen.
Danach wurde Julius von Plänckner am 9. Februar 1791 zu Penig, östlich von Altenburg, als Sohn eines Pfarrers geboren. Der ausdrückliche Wunsch des Sohnes brachte den Vater dazu, den 13jährigen im Juli 1804 als Kadett in das damals in Altenburg stationierte sachsen-gothaische Infanterie-Regiment „Erbprinz“ eintreten zu lassen, in welchem er am 10. November 1804 zum Fähnrich und im Frühjahr 1805 zum Sekondeleutnant aufrückte.
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Die Napoleonischen Kriege, von dem Kaiser der Franzosen großenteils mit deutschen und anderen europäischen Hilfstruppen geführt, ermöglichten es ihm, das Kriegshandwerk in allen Facetten kennen zu lernen. Im Jahre 1807 finden wir Plänckner bei der Belagerung von Kolberg wieder, die sein Regiment unter Führung des Obersten von Henning mitmachte. Einem Wachkommando auf dem Wachtschiff „Eliza“ vor Wollin zugeteilt, erlebte er dann die Zeiten der Kontinentalsperre, eines umfassenden Wirtschaftsembargos gegen englische Einfuhren, mit dem Napoleon (erfolglos) seinen mächtigsten Gegner zu ruinieren versuchte.
Von der Küste verschlug es ihn in die Alpen, wo es den Volksaufstand der Tiroler gegen Napoleon niederzuschlagen galt. Hier entrann er 1809 zwischen Brixen und Sterzing der Vernichtung seines von Andreas Hofers Scharen eingeschlossenen Regiments.
1810 kämpfte Plänckner, inzwischen zum Premierleutnant befördert, auf der Iberischen Halbinsel, wo der besonders grausame Spanische Unabhängigkeitskrieg, von England unterstützt, gegen die von Napoleon eingesetzte Regierung tobte. Plänckner schaffte es, sich mit 20 Grenadieren und 40 Genesenden durch 14000 Mann durchzuschlagen, war bald darauf aber gezwungen, das Hospital von Gerona aufzusuchen. Wie viele andere Opfer einer Epidemie wurde er dort für tot erklärt und sollte begraben werden, doch der Widerstand seines treuen Burschen bewahrte den Schwerkranken vor diesem Schicksal. So zählte er zu den 150 Soldaten, welche das stolze Regiment „Herzog zu Sachsen“ von 3000 Mann aus den Gefilden Spaniens zurück brachte. Noch krank und schwach zog er im Juni 1811 in Gotha ein.
Schon im Frühjahr 1812 wurde das gothaische Kontingent von Napoleon erneut aufgeboten zum Feldzug gegen Russland. Plänckner, inzwischen im Juli 1811 zum Kapitän (= Hauptmann) ernannt, befand sich mit seiner Truppe von Wilna ab bei der Nachhut, welche den Rückzug der "Grande Armée" zu decken hatte, aber mehr und mehr in deren Auflösung und Leiden hinein gezogen wurde. Vom 10. Dezember an hatte man nur Schnee und Schneewasser zur Nahrung, erst am 13. Dezember gelang es Plänckner, in Rosnow wieder etwas Rum und Brot zu erobern; am 24. Dezember trafen die geringen Überreste der Truppe elend, verhungert und zerlumpt in Königsberg ein und wurden sogleich zur Verstärkung der Besatzung von Danzig verwendet, das sich bald für 13 Monate von den Russen belagert sah. Bei der Zurückweisung eines russischen Angriffs vor dem Judentor erkämpfte sich Plänckner am 5. März 1813 das Kreuz der Ehrenlegion.
Als nach der Leipziger Völkerschlacht der Herzog von Gotha von Napoleon abfiel und zu dessen Gegnern übertrat, zogen auch ein gothaisches Linienbataillon und ein Landwehrbataillon mit nach Frankreich.
Mit den Feldzügen 1814 und 1815 waren die Kriegseinsätze Plänckners zu Ende. Im Friedensdienst stieg er 1832 zum Major empor, kommandierte seit 1834 das 2. Bataillon des coburg-gothaischen Regiments in Coburg, wurde 1840 Oberstleutnant und 1842 Oberst und Regimentskommandeur in Gotha, in allen diesen Stellungen von seinen Leuten, die ihn in Anlehnung an den bayerischen Feldherrn des Dreißigjährigen Krieges nur "ihren Tilly" nannten, wegen seiner Strenge ebenso gefürchtet wie wegen seiner Fürsorge geliebt.
Daneben wurden dem auf so vielen Schauplätzen bewährten Manne auch andere Aufgaben anvertraut, so besonders 1830 – 32 die Oberleitung des Straßenbaues von Gotha über Oberhof nach Zella und Suhl, und mit Recht rühmt die Inschrift auf dem Obelisken am Oberhöfer Rondell seine Verdienste.
Bei dieser Gelegenheit mag er seine eingehende Beschäftigung mit dem Thüringer Waldgebirge begonnen haben, aus der zunächst sein Buch mit einer genauen Beschreibung und Tageseinteilung des Rennsteigs hervorging:
„Der Thüringer Wald. Schilderung dieses Gebirges nach den neuesten Beobachtungen, als Kommentar zu einer Ansicht des nordwestlichen Theils desselben, aufgenommen im Gasthof zum Thüringer Haus an der Chaussee von Gotha nach Eisenach. Mit Ansicht (Halbpanorama). Gotha bei Justus Perthes 1830."
Wohl damals schon entdeckte er die später nach ihm genannte Beerbergsaussicht. Soweit bisher bekannt ist, ist Plänckner hiermit nicht nur der erste, der die Rennsteigreise im Zusammenhang unternommen hat, sondern auch zugleich der Begründer der modernen Rennsteigforschung. Aus seinen knapp gehaltenen, aber zuverlässigen Angaben schöpfen die Späteren, oft ohne Nennung ihrer Quelle.
Wie beiläufig erwähnt sei, beschränkte er den eigentlichen Rennsteig auf die Strecke Förthaer Stein – Rodacherbrunn und bezeichnete die Endstrecken bis Hörschel und Blankenstein als Fortsetzungen, „obgleich nicht unter diesem Namen bekannt“. Es hat den Anschein, dass Plänckner die in den Jahren nach dem Dreißigjährigen Krieg im Auftrag Herzog Ernst des Frommen von Sachsen-Gotha erstellte und um 1700 von Christian Juncker in dessen Werk „Ehre der gefürsteten Grafschaft Henneberg“ verwendete Rennsteigbeschreibung nicht kannte.
Diese setzte den Rennsteig ab Ruhlaer Häuschen Richtung Gerstungen nach der Werra fort (der heutige Sallmannshäuser Rennsteig), nicht nach Hörschel, und führte von Rodacherbrunn aus durchs Moschwitztal (der heutige Nees-Rennsteig), nicht über den Höhenrücken, nach Blankenstein und weiter Richtung Fichtelgebirge: Herzog Ernst träumte vom Rennsteig als einem Geheimweg für Truppenverschiebungen von der hessischen Grenze „bis nach Hof und Eger“, also in den Böhmerwald, wahrscheinlich vor dem Hintergrund der damaligen Bedrohung des Deutschen Reiches durch das Osmanenreich. Selbst als diese weggefallen war, verboten Ernsts Nachfolger, dass Juncker sein Werk drucken ließ. Für Hauptmann Plänckner standen militärische Phantasien der Barockzeit sicherlich nicht im Vordergrund, so dass er der geografischen Einfachheit halber die Mündung der Hörsel in die Werra (Hörschel) und die der Selbitz in die Saale (Blankenstein) als Schlusspunkte „seines“ Rennsteigs wählte.
Die Marschdauer berechnete er auf 43 ½ Wegestunden, das bedeutet eine respektables Tempo. Man mag allerdings daran zweifeln, ob Plänckner, der zahlreiche Abstecher zu Sehenswürdigkeiten machte und womöglich hin und wieder nach dem Weg fragen und Aufzeichnungen machen musste, die Strecke tatsächlich wie behauptet in fünf Tagen zurücklegen konnte. Jedenfalls gab er als Rastorte an:
Hornsgrün nordöstlich von Rodacherbrunn (3 ½ Stunden), Limbach (13 Stunden), Oberhof (11 ½ Stunden), Inselsberg (8 ¾ Stunden) und Hörschel (8 ¼ Stunden).
1839 folgte ein ebenso vortreffliches Panorama des Inselsberges. Auch den Rheinlanden und dem Fichtelgebirge wandte er seine Forschertätigkeit zu. („Piniferus, Beschreibung und Zeichnung des Fichtelgebirges.“)
Mit diesen wissenschaftlichen und praktischen Arbeiten war der militärische Ehrgeiz Plänckners freilich nicht zu befriedigen. Sein Herzenswunsch blieb der, seine Truppen noch einmal „aus dem Tempel heraus“ und gegen den Feind zu führen. Das Revolutionsjahr 1848 schien die Erfüllung zu bringen. Das Gothaer Bataillon wurde mobil gemacht und zog unter Plänckners Führung nach Erfurt. Just in dem Augenblick, als er sein Bataillon auf dem Anger aufmarschieren ließ, traf ihn ein Schlaganfall und brachte ihm 10 Jahre schweren Siechtums, aus dem ihn erst am 12. März 1858 der Tod erlöste. Der Herzog persönlich gab seinem wackeren Staatsdiener und Offizier das Ehrengeleit, als am 16. März Plänckner mit dreifacher Ehrensalve beigesetzt wurde.
Justus oder Julius?
Noch im Todesjahr Plänckners benannte der gleichgesinnte Major A. W. Fils in einer dann 1859 erschienenen Arbeit über die Höhenverhältnisse des Thüringer Waldes die südliche Beerbergsaussicht nach Plänckners Namen. Die Hoffnung aber, die sein Nachruf aussprach, dass „wie in den dankbaren Herzen der Zeitgenossen so auch in der Erinnerung späterer Geschlechter der Name des Verewigten unverlöschlich geschrieben stehen werde“, wurde nach langer Vernachlässigung des Gedächtnisses an Plänckner vier Jahrzehnte später durch den Rennsteigverein wahr gemacht!
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 Gedenktafel an Plänckners Aussicht
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Auf der Pfingstversammlung 1898 hatte der junge Rennsteigverein beschlossen, die seit vielen Jahren einsam ohne Gedächtnistafel dastehende Steinfassung von Plänckners Aussicht mit einer würdigen Erinnerungsplatte zu schmücken, deren Herstellung nach den Angaben des Herrn C. Felde in Schmalkalden der Aurorahütte im Kreis Biedenkopf, Hessen-Nassau, anvertraut wurde, während die Bemalung der Goldinschrift in Schmalkalden selbst erfolgte. Die Einweihung fand statt am 13. November 1989.Irgendwie hatte wohl einer der berüchtigten Rennsteig-Kobolde seine Geisterhand im Spiel, denn auf der Platte steht:
"Justus von Plänckner, aus Gotha geboren 1791 gestorben 1858 Dem Erforscher des Thüringerwald-Gebirges gewidmet vom Rennsteig-Verein 1898"
Erst Jahre später gestand der zweite Fürsteher (Vorsitzende) des Rennsteigvereins, Prof. Johannes Bühring, bekannt als der „Renner mit dem Rad“ wegen seiner Rennsteigvermessungen, den Vornamen Plänckners damals bei Erteilung des Auftrages für die Platte vermurkst zu haben (in DAS MAREILE VI Nr. 8, März 1909, S. 115 f.):
»Die Tatsache, dass in Druckschriften der Verfasser mit abgekürztem Vornamen als „J. v. Plänckner“ zeichnete, z.B. auf dem Titel jenes für die Rennsteigfrage so wichtigen „Kommentars über den Thüringer Wald“ von 1830, hat zu der irrigen Auflösung des Vornamens als „Justus“ geführt. Wo das zum ersten Mal geschieht, ob etwa der Rennsteigführer von 1896 (S. 192) mit dem Irrtum vorangegangen ist und so Veranlassung gegeben hat, dass der falsche Vorname auch auf die 1896 eingeweihte Gedenkplatte auf Plänckners Aussicht geriet, vermag ich im Augenblick nicht zu sagen. Nachdem schon Berbig meines Wissens in der Allg. Deutschen Biographie den richtigen Vornamen Julius gebracht hat, soll hier nur auf zwei urkundliche Beweise hingewiesen werden:
- Das Taufzeugnis im Kirchenbuch von Penig bei Altenburg enthält unter dem 14. Februar 1791 den Vermerk, dass am 9. Februar abends halb 7 Uhr dem Superintendenten Gottlob August von Plänckner von Frau Johanne Regine Elisabeth von Plänckner das Söhnlein Julius geboren wurde.
- Plänckner selbst unterschreibt sich am 9. Juni 1842 in einem Briefe an seinen Bruder als Julius.
- Demnach wäre zu erwägen, ob und wie die irrtümliche Angabe auf der Gedenkplatte berichtigt werden kann.«
Und noch später, ganz ausdrücklich (in „Des Rennsteigs steinerne Chronik“, S. 78):
»Leider ist er dabei durch einen Irrtum meinerseits zum falschen Vornamen Justus gekommen. Möchte das Hundertjahrjubiläum seines Thüringerwaldbüchleins und Panoramas 1930 Veranlassung werden, ihm seinen richtigen Vornamen Julius zurückzugeben!«
Bührings reuiger Wunsch nach Berichtigung des Schreibfehlers wurde nicht erfüllt. Vielleicht sollte man es dabei bewenden lassen. Zum einen sind gerade Fehlkonstruktionen manchmal besonders attraktiv, man denke an den „Schiefen Turm von Pisa“, zum anderen hat der Rennsteig auf diese Weise eine nette Geschichte mehr zu bieten!
Ullrich Göbel
Quellen:
- DAS MAREILE, Bote des Rennsteigvereins
- Ludwig Hertel / Johannes Bühring, Der Rennsteig des Thüringer Waldes, 3. Auflage, Verlag des Rennsteigvereins, Zeitz 1930
- Johannes Bühring, Des Rennsteigs steinerne Chronik, Verlag des Rennsteigvereins, Zeitz 1929
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